Celebrity Culture, Medialität und Gewalt

 

Montagsgespräche

Celebrity Culture - Medialität und Gewalt 

Prof. Dr. Elisabeth Bronfen
Prof. Dr. Manfred Schneider

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts tendieren wir dazu, den klassischen literarischen Helden durch Stars zu ersetzen. Was macht den Star zum Star, und welche Rolle spielen die Medien dabei? Warum findet bei so vielen Menschen eine starke Identifikation mit dem Star ihrer Wahl statt? Übernimmt der Star vielleicht die Rolle, das Selbstwertgefühl aufzuwerten und eigenen Mißerfolg und eigenes Unvermögen entschuldbar zu machen? Und welche besondere Rolle kommt der Diva in diesem Zusammenhang zu? Elisabeth Bronfen wird die psychologische Seite der modernen Starkultur beleuchten, während sich Manfred Schneiders Überlegungen zum Starkult eher mit einer speziellen Schattenseite befassen. Er hat beobachtet, daß seit etwa 200 Jahren das Risiko für öffentliche Personen gestiegen ist, Attentaten zum Opfer zu fallen. Durch die Omnipräsenz der Bilder in den elektronischen Medien ist das Attentat für Politiker, Sportler und andere Medienstars zu einer realen Gefahr geworden. In der jüngsten Vergangenheit sind sogar Künstler und Modedesigner Opfer von Attentatsattacken geworden, wie die Beispiele Andy Warhol und Gianni Versace zeigen. Celebrity heißt: sich mit einem cordon sanitaire von bodygards zu umgeben. Die Opfer sind namhaft, die Täter namenlos. Welche Motive stehen hinter Attentaten? Hat das Attentat für den Täter die Funktion, ihn selbst in den Olymp der Berühmtheiten zu erheben?