Hubert Burda

 
 
Offenburg 2017

Offenburg 2017

Über Hubert Burda

Ein Leben zwischen Kunst, Medien und Innovationen: Hubert Burda hat sich als Unternehmer, Chefredakteur, Verleger, Kunsthistoriker und Vordenker weltweit einen Namen gemacht. Der geschäftsführende Komplementär und Verleger der Hubert Burda Media Holding steht heute für die Erfolgsgeschichte des Medienkonzerns. Das Unternehmen, das zu 100 Prozent im Besitz der Familie Burda ist, meldete für das Geschäftsjahr 2016 einen bereinigten Außenumsatz von 2,26 Milliarden Euro. Als Hubert Burda im Januar 1987 den Offenburger Verlag seines Vaters übernahm, wurde noch ein Umsatz von 500 Millionen DM ausgewiesen. 2010 hat er die operative Unternehmensführung an den Vorstandsvorsitzenden Paul-Bernhard Kallen übergeben.

Mit der Gründung des Focus schrieb er Publizistikgeschichte

Hubert Burda versteht es, sich in unterschiedlichen, scheinbar gegensätzlichen Welten zu bewegen: in der Welt des Journalismus, der Verlags- und Druckerwelt – genauso wie in der Betrachtung der bildenden Kunst und der Lektüre der Literatur. Dass die Motive der einen Welt auf die andere anregend wirken können, ist seine Erfahrung. Die Bedeutung, die Macht der Bilder gegenüber dem bloßen Text erkannte er zunächst in der Beschäftigung mit Malerei und Skulptur. Indem er diese Entdeckung auf das Feld der Informationsmedien übertrug, erfasste er die neuen Möglichkeiten, die Bilder, Abbildungen als Informationsträger in Printmedien, vor allem aber in den digitalen Netzen eröffnen. Mit der Gründung des Nachrichtenmagazins Focus schrieb er 1993 deutsche Publizistikgeschichte. Durch die Einführung eines neuartigen News-Designs mit Grafiken und Charts war es möglich, komplexe Inhalte schneller zu vermitteln.

Als digitaler Visionär Chancen frühzeitig genutzt

Damit vollzog sich ein Phänomen, das der Kunsthistoriker Gottfried Boehm mit dem Begriff des „Iconic Turn“ kennzeichnete, und von Hubert Burda in das allgemeine Bewusstsein gehoben wurde. Als einer der Ersten im Verlagsgeschäft erkannte er die umwälzenden Chancen der digitalen Medienrevolution. Auf sein Betreiben öffnete sich Hubert Burda Media früher als andere diesem Markt (Gründung von Focus Online 1995, Beteiligung an der Tomorrow Focus AG 2000) und begann, sein Unternehmen konsequent auf den digitalen Wandel auszurichten. Der Verleger ist überzeugt: „Die heutigen digitalen ‚Wunderkammern‘ sind Google und Facebook“. Mit dem Auf- und Ausbau eines wachstumsstarken Portfolios von Digitalunternehmen machte er den Konzern zu einem der führenden digitalen Medienunternehmen Europas. 2005 rief er die Konferenz Digital Life Design (DLD) ins Leben, die wichtigste Innovationskonferenz und Austauschbörse der digitalen Welt in Europa.

Hubert Burda lebt vor, dass ein Medienhaus mit Zukunft Menschen und eine Unternehmenskultur braucht, die Leidenschaft für Medien und Innovation mit Tradition und Engagement verbindet. „Über den Erfolg einer Idee entscheidet nicht die Größe des Unternehmens, sondern sein innovativer Geist“, so der Verleger.

Von den »Notizen zur Digitalen Revolution« bis zu »Landwege Seewege«

Hubert Burda hat in letzter Zeit drei Bücher veröffentlicht: „Notizen zur Digitalen Revolution 1990-2015“ beschreibt den Lernprozess, den der Autor seit 1990 durchmachte und der ihn dazu brachte, den Print-Verlag mit einem dynamischen digitalen Unternehmen zu einem multimedialen Konzern zu vereinen. In seinem Buch „Digitale Horizonte“ dokumentiert Hubert Burda 13 Reden von 1990 bis 2010 über seine Visionen der digitalen Zukunft. Mit „Landwege Seewege“ ist kürzlich der letzte Band seiner Trilogie zur digitalen Revolution erschienen. Darin veröffentlicht der Verleger persönliche Tagebuchgedanken, die den digitalen Wandel der Medien und der Gesellschaft innerhalb eines Vierteljahrhunderts skizzieren.

Hubert Burda war von 1997 bis 2016 Präsident des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) und ist heute dessen Ehrenpräsident. 1991 gründete er den European Publishers Council (EPC) und tritt auf nationaler und internationaler Ebene für die Interessen der Verleger ein. Er initiierte den Petrarca-Preis für europäische Literatur und gründete die Hubert Burda Stiftung, um den interdisziplinären Austausch über Zukunftsthemen voranzutreiben. Zur Würdigung ehrenamtlichen Engagements in Offenburg und in der Ortenau stiftet die Hubert Burda Stiftung den Senator-Ehrenamtspreis und verleiht gemeinsam mit der Stadt Offenburg den Europäischen Übersetzerpreis.

Für seine verlegerischen und unternehmerischen Leistungen erhielt er zahlreiche Ehrungen. Unter anderem wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz und der Jakob-Fugger-Medaille ausgezeichnet. Für seine Förderung des europäischen Kompetenzzentrums für Jüdische Studien in Heidelberg wurde Hubert Burda zum Ehrensenator der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg ernannt. 2012 wurde er zum Offizier der französischen Ehrenlegion ernannt.

Hubert Burda wurde am 9. Februar 1940 in Heidelberg geboren. Er studierte Kunstgeschichte, Archäologie und Soziologie und wurde 1966 zum Dr. phil. promoviert.

 

Hubert Burda über seine Aktivitäten als Stifter

Interview aus 2011 (Kulturbilanz - Hubert Burda Stiftung)

Herr Burda, was treibt Sie dazu, Künstler, Wissenschaftler, aber auch Forschungen und gesellschaftliche Diskurse zu fördern? Was für Absichten verfolgen Sie?

Am Anfang steht die Überzeugung, ein Unternehmen wie das unsere hat der Gesellschaft, ihrem Gemeinwohl zu dienen. Der nächste Schritt gilt dann der Überlegung, welche Projekte haben gesellschaftliche Relevanz und passen zur Firma, können ihr nach außen wie nach innen ein Profil verschaffen, einen Überschuss an Lebensqualität. Als Kunsthistoriker wie als Medienmensch haben mich immer die Bedeutung des Visuellen, die Macht der Bilder besonders interessiert. So versammelte – in memoriam meines 2001 verstorbenen Sohnes – die Redereihe „Iconic Turn“ die gescheitesten Köpfe, um die revolutionäre Bedeutung des Visuellen zum öffentlichen Thema zu machen.

Mit 35 Jahren als gerade neu installierter „Bunte“-Chefredakteur haben Sie sich dazu entschieden, den „Petrarca-Preis“ ins Leben zu rufen, ein mittlerweile unverwechselbares Ereignis im deutschen Literaturleben. Warum gerade Literatur?

Im Jahr 1974 spazierte ich mit meinem Freund Bazon Brock um den Kleinhesseloher See im Münchner Englischen Garten. Ich erzählte, dass ich das Bedürfnis hätte, neben meiner journalistischen Tätigkeit noch etwas anderes zu unternehmen. Da kam er mit der Idee, den vor 600 Jahren verstorbenen Francesco Petrarca mit einem Literaturpreis zu würdigen. Die Preisverleihung solle an den jeweiligen Aufenthalts- orten des ersten Humanisten stattfinden. Diese Idee begeisterte mich, damals der Literatur sehr zugetan. Und zusammen mit meinen Freunden Peter Handke und Michael Krüger wurden wir uns schnell einige der damals grassierenden „engagierten Literatur“ ein Gegenmodell zu präsentieren, die persönliche, poetische Kunst. Diese Preisverleihungen zu organisieren mit kunsthistorischen Akzenten, kurz, eine kunstsinnige Dichter-Reisegesellschaft für drei Tage auf den Weg zu bringen – das bereitet mir noch heute große Freude. So besaß ich jetzt zwei Interessenwelten, die des Medienmenschen und die des Kunst- und Literaturfreundes.

Jetzt ziehen Sie Bilanz. Alle Ihre Projekte und Initiativen werden noch einmal aufgerufen. Was empfinden Sie in der Rückschau?

Ja, ich bin schon stolz auf das, was geleistet werden konnte. Aus dem Kranz der Aktivitäten möchte ich drei hervorheben, die durch Freunde zum Erfolg gebracht wurden. Es war mein Freund Lord Weidenfeld, der mir bei dem von mir so dringend empfundenen Anliegen half, wieder ein offenes, vertrauensvolles Verhältnis zu Israel und den Juden in Deutschland und Amerika herzustellen. Die einzelnen Projekte, die diesem Ziel dienten, wollte ich wieder in Erinnerung bringen. Der Israeli Yossi Vardi unterstützt uns jedes Jahr tatkräftig bei den „DLD - Digital Life Design“-Konferenzen. Schließlich der Philosoph Peter Sloterdijk, der als großer Anreger im Zusammenhang mit der Akademie zum Dritten Jahrtausend und der Redereihe „Iconic Turn“ immer hilfreich ist, vor allem durch Redebeiträge, sprachliche und intellektuelle Feuerwerke. Die 2001 in München gegründete Felix Burda Stiftung – durch ihre vielen Kampagnen konnte bisher 100.000 Menschen eine Darmkrebs­erkrankung erspart werden – repräsentiert vorbildlich unser soziales Engagement.